In den vergangenen Herbstferien ging eine fünfzehnköpfige Schüler- und Lehrergruppe unter der Leitung von Herrn Blum das Wagnis einer Indienreise ein.
Hintergrund dieser Unternehmung war eine seit 19 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und der Shimoga-Area, die das Ziel unseres Besuches war.
Während der Reisevorbereitungen mussten wir zur eigenen Überraschung feststellen, dass wir während unserer Schulzeit bezüglich Indien ausschließlich in politischer sowie wirtschaftlicher Hinsicht unterrichtet wurden, jedoch keinerlei oder minimale Einblicke in den Alltag der dort ansässigen Menschen sowie deren Probleme und Freuden besaßen.
In den zwei Wochen unseres Aufenthaltes verbanden wir touristische Unternehmungen mit kulturellen Studien und interkulturellem Austausch, um die Partnerschaft zu intensivieren.
Beispielsweise besuchten wir die für Seide und Sarees bekannte Stadt Mysore, in der wir auch den Maharatsha Palast sowie die Sommerresidenz des Sultans Tipu besichtigten. Außerdem machten wir einen Tagesausflug in die ehemalige portugiesische Kolonie Goa, in der wir uns bei angenehmen 35 Grad Celsius im Schatten der Palmen am Strand des Indischen Ozeans erholten. Neben Asiens größten Wasserfällen, den Jogfalls, besuchten wir auch eine Plantage für Kakao und Kaffee.
Ein erster kultureller Vorgeschmack stellte für uns die Ankunft in Bangalore dar- fremdartiger Geruch, Menschenmassen, infrastrukturelles Chaos, überaus gastfreundlicher Empfang – und mittendrin 15 weiße Europäer, die zur Attraktion der indischen Bevölkerung wurden.
In Dharwad besuchten wir zum ersten Mal mehrere indische Bildungseinrichtungen und traten mit der indischen Jugend in Kontakt. Die strenge, autoritäre Erziehung rief bei uns Unverständnis und Ablehnung hervor und stellte für uns ein Hemmnis im Dialog mit den Gleichaltrigen dar.
Strikte geschlechtliche Trennung, sowie mangelnde eigenständige Freizeitgestaltung führen augenscheinlich in die Unmündigkeit.
Arrangierte Hochzeiten sowie das patriarchalische Familiengefüge festigen bis heute das Altbewährte und hemmen somit den gesellschaftlichen Fortschritt.
Überraschend für uns war vor allem die grundlegend andere Ernährung. Ein typisches Essen besteht in Indien aus einer sehr süßen Vorspeise, einem sehr scharfen Hauptgang, der immer durch Reis bereichert wird, sowie einem sehr süßen Nachtisch. Zu allen Tageszeiten isst der traditionelle Inder warm und genießt einen Softdrink oder einen sehr süßen Tee. Der Gebrauch von europäischen Esswerkzeugen wurde meist belächelt – man hat ja schließlich Hände!
Am Sonntag nahmen wir an einem Gottesdienst in der christlichen Partnergemeinde teil, der circa zweieinhalb Stunden in einer der Regionalsprachen(Kannada, Telegu) gehalten wurde und unseren Gebräuchen nur in den Grundzügen entsprach. Ausgeprägte musikalische Gestaltung und sehr volle Kirchen beeindruckten uns. Im anschließenden Gespräch mit den Jugendlichen sprachen wir über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der christlichen Kultur in Indien und Deutschland.
Besonders überraschte uns der außerordentliche Empfang in Hallebathi, einem kleinen und abgelegenen Ort, bei dem wir vom gesamten Dorf empfangen und in einer Art Prozession bis zur Kirche geleitet wurden.
In der zweiten Hälfte unseres Aufenthaltes wohnten wir in verschiedenen Gastfamilien. Im Gespräch untereinander wurden uns die krassen finanziellen Unterschiede der indischen Gastfamilien deutlich. Außerdem konnten wir das Alltagsleben des indischen Mittelstandes hautnah miterleben.
Die Besichtigung eines von einer deutschen Ordensschwester gegründeten Kinderheims ergriff uns sehr.
Wir beschlossen, möglicherweise gemeinsam erneut dorthin zu reisen, um zu helfen.
Die Menge der Eindrücke erlaubte uns nur, eine grobe, skizzenhafte Darstellung des Erlebten.
Für viele war diese Reise ein prägendes, einschneidendes Erlebnis und Anstoß für weitere Reisen in Länder wie dieses.
Quelle: Eigenes Bild