Auch in diesem Jahr pilgerte wieder eine Gruppe von Schülern und Lehrern der Ursulinenschule zum Bonifatiusfest in Fulda. Innerhalb von 4 Tagen legte die Gruppe von 32 Schülern und Lehrern eine Strecke von 100 Kilometern zurück, das Wetter blieb glücklicherweise relativ erträglich. Die Regenkleidung, die alle auf Grund der katastrophalen Wetterprognosen eingepackt hatten, wurde nur selten benutzt. Dennoch waren es 4 anstrengende, herausfordernde Tage. Nicht wenige Schüler hatten unter schmerzenden Muskeln und Füßen zu leiden. Doch Pilgern motiviert dazu, Dinge zu tun, die man während des Alltags eher meidet. Ein Beispiel: Singen. Wer singt normalerweise schon Volkslieder? Und dann auch noch im Kanon? Doch wenn man sich unter allen Umständen davon ablenken möchte, dass man noch 12 Kilometer zu laufen hat, obwohl vermeintlich jeder einzelne Muskel in den Beinen schmerzt, dann singt man; ganz egal, was.
Es ist eine einmalige Erfahrung, Teil der Pilgergruppe zu sein. Zwar scheint der Tagesablauf (Laufen, Laufen, Pause, Laufen) objektiv betrachtet eher etwas monoton, doch niemand leidet während der 4 Tage unter Langeweile. Durch tiefsinnige (und auch nicht so tiefsinnige) Gespräche, durch das den eigenen Gedanken Nachhängen durch gemeinsames Schweigen und Leiden knüpft sich ein Band zwischen den Schülern und auch Lehrern, das nach der Rückkehr in den Schulalltag immer noch deutlich zu spüren ist.
Die diesjährige Truppe bestand sowohl aus „alten Hasen“, die teilweise schon zum 5. Mal mitgelaufen sind, als auch aus Neulingen, die sich von der Begeisterung ihrer Freunde hatten anstecken lassen und deshalb mitgekommen sind. Man muss zum Pilgern nicht unbedingt sportlich sein. Was man braucht, sind gute Schuhe, Blasenpflaster und Ausdauer.
Im Schulalltag gibt es leider nur wenige Berührungspunkte zwischen den Schülern verschiedener Altersgruppen. Beim Pilgern ist das anders; Alter spielt keine Rolle. Es hat ebenso wenig Bedeutung wie die Blicke von irritierten Passanten, denen man am Ende der längsten Tagesetappe von 36 Kilometer verschwitzt und am Ende seiner Kräfte in der Innenstadt von Schlitz begegnet. Das einzige, was in einer solchen Situation zählt, ist das gemeinsame Ziel. Wenn man dies schließlich erreicht, stellt sich ein wunderbares Gefühl ein: Das Gefühl, eine Herausforderung gemeistert zu haben. Das Gefühl, dass man unschlagbar ist. Nicht ohne Grund sangen wir ‚we are the champions‘, als wir in Fulda einzogen. Wir fühlten uns wie welche. Und trotz der schmerzenden Füße und Gliedmaßen bereuten wir keinen einzigen der getanen Schritte.