Am 26. und 27. Mai präsentierte der „Darstellendes Spiel“-Kurs der Q2 unter der Leitung von Frau Beyer seine erarbeiteten Szenen zum Thema „Angst“. Die Schüler stellten verschiedene Ängste mit der Unterstützung verschiedener theatralischer Mittel (zum Beispiel Musik und Licht) dar.
Während einige Szenen innerlich erschütterten und aufwühlten, ließen andere Szenen den Zuschauer eher kalt. Man hatte an einigen Stellen das Gefühl, dass der Kurs sich darüber im Klaren war, dass einige Szenen stärker waren als andere und dass sie diese dann geschickt über das Stück verteilt hatten, sodass es nie langweilig wurde.
Das Stück begann mit einer Reihe von Standbildern und Worten, die verschiedene Ängste beschrieben. Ein meiner Meinung nach relativ schwacher Anfang für ein sonst sehr starkes Spiel auf der Bühne. Nach einer Erklärung der Schauspieler, was „Angst“ überhaupt bedeutet, wurden auf der Bühne synchrone Tätigkeiten ausgeübt, während Gregor Kreuzer sein Talent auf dem Klavier bewies – ein sehr angebrachter und schöner Einsatz von Musik.
Anschließend begann die erste Szene, in der eine Form der Angst dargestellt wurde – es sollte wohl die Angst vor dem Vergehen der Zeit sein -, die meiner Meinung nach nicht gut umgesetzt wurde. Es waren schwache Bilder, die auf der Bühne gezeigt wurden – mich hat die Angst in dieser Szene nicht gepackt.
Danach stellte der Kurs eine der wohl bekanntesten Ängste vor, die Platzangst. Hierbei war der Einsatz von polyfunktionalen Gegenständen sehr angebracht, auch die Angst an sich wurde gut und packend dargestellt. Obwohl sich die Szene ein wenig gezogen hat, möchte ich behaupten, dass diese Szene eine der stärksten Szenen des Stückes war.
Als Nächstes zeigte der Kurs dem Publikum die Angst davor, ausgeschlossen oder ausgelacht zu werden. Hierzu wurden nicht nur Sprachfelder, sondern auch Lichtverhältnisse und Neonfarben eingesetzt, um die Angst zu verdeutlichen. Die stärkste und beste Szene des Stücks, außerdem eine – wenn man das im Laientheater behaupten darf – schauspielerische Meisterleistung von Wiebke Siebert (Q2).
Auch verschiedene Sprachen wurden in dem Stück verwendet, was selbst den „Zwischenszenen“ einen ungemein spannenden Hauch gab.
Weiter ging es mit der Angst vor Krankheit und vor dem Tod, in der die innerliche Zerrissenheit zwischen „Ich gebe auf und sterbe“ und „Ich kämpfe und lebe weiter“ sehr gut und anschaulich dargestellt wurde. Der Konflikt zwischen Kapitulation und Kampf wurde durch verschiedene Bewegungen zu bestimmten Klängen verdeutlicht. Als Nächstes hielten uns die Schauspieler Zettel entgegen, auf denen man verschiedene Worte lesen konnte. Diese Zettel zerrissen sie und ließen sie auf den Kranken fallen, der noch immer in der Mitte der Bühne lag – mir erschloss sich in diesem Moment nicht der Zusammenhang zwischen den Zetteln und dem Kranken, aber dennoch war es ein starkes Bild, das zum Nachdenken anregte.
Die nächste Angst, die der Kurs darstellte, war die Angst vor Trennung. Hierfür verwendeten sie das Beispiel einer Familie mit einem Kind, in der die Eltern sich schließlich trennten. Auch hier entstanden auf der Bühne gute Bilder, wenngleich ich mir in dieser Szene mehr Spannung und Emotionen gewünscht hätte. Auch hier wurde ich emotional nicht berührt.
In der letzten Szene, in der eine Angst dargestellt wurde, zeigten sich die Schauspieler im wahrsten Sinne des Wortes so wie sie sind. Es wirkte wie die Angst vor Transparenz und einige der Beteiligten wurden im Laufe der Szene bis auf die Unterwäsche ausgezogen.
„In dieser Szene ging es vor allem um Medien“, erklärt mir später eine Schülerin des Kurses. „Die Szene sollte zeigen, dass wir gar nicht merken, was wir alles von und preisgeben. Sie sollte bewirken, dass die Zuschauer merken, was mit ihnen gemacht wird und auch, was bestimmte Handlungen bewirken.“ Meiner Meinung nach kann man auch diese Szene als eine der stärksten Szenen des Stückes bewerten.
Der Schluss war leider ebenso schwach wie der Anfang. Der Titel des Stücks wurde aufgegriffen, doch das war auch schon alles, was man an dieser letzten Szene als positiv bewerten kann. Ich hätte mir einen Schluss gewünscht, der das Publikum packt, erschüttert und zum Nachdenken anregt, der wirklich emotional bewegt.
Alles in allem kann man also sagen, dass das Stück gut war. Es hatte einige Schwachstellen und ist auf jeden Fall ausbaufähig, trotzdem war es eine gute Leistung des Kurses und eine gute Unterhaltung für den Zuschauer.
Alina Griesel, Q2