„Yahya Hassans Gedichte sind eine Abrechnung. Seine Sprache ist klar und radikal, sein Ton mal zornig und mit intensivem Beat, dann wieder weich und poetisch, seine Bilder sind eindrucksvoll. Yahya Hassan hat in Dänemark eine Debatte über Migration angestoßen, weil er die gängigen Klischees zerschlägt und uns an die Würde des Menschen erinnert. Seine Gedichte haben einen unwiderstehlichen Sog. Sie sind provokant, leidenschaftlich und virtuos. Und gleichzeitig sind sie erschreckend, weil sie uns Yahya Hassans Leben als Migrant in seiner ganzen Härte vor Augen führen.“
So lautet die vielversprechende Beschreibung auf der Innenseite des schwarzen Buches, auf dem in weißen Großbuchstaben der Name „Yahya Hassan“ steht. Yahya Hassan ist neunzehn, ein junger Mann mit ernstem Blick und dunklen Locken. Ein junger Mann, der anders aufwuchs als die meisten jungen Männer in Dänemark. Yahya Hassan wuchs in einem Migrantenviertel auf, seine Eltern stammen aus Palästina, Menschen auf der Flucht vor dem Krieg. Doch was Yahya Hassan von klein auf gelernt hat, entspricht keineswegs der Vorstellung eines besseren Lebens in Europa, es entspricht dem Wissen, dass man vor Gewalt nicht fliehen kann. Spätestens die Erinnerungen bringen das Erlebte zurück und beeinflussen das eigene Handeln so unumkehrbar, wie sich die eigene Vergangenheit immer wieder ins Bewusstsein gräbt. So schlägt der Vater die Kinder, geht der Sohn zum Dealer, schaut die Mutter beiseite. Schon bald wird Yahya Hassan kriminell: Er begeht Einbrüche und Schlägereien… und verarbeitet seine Erfahrungen später in seiner Lyrik.
„Yahya Hassan, Bogforum 2013“ von Mogens Engelund lizensiert unter CC BY-SA 3.0