Am 17.11. hielt Silvia Scheffer im Treffpunkt einen Vortrag zum Thema „Flüchtlinge in unserer Gesellschaft“, der im Rahmen des Bettina-von-Arnim-Forum stattfand. Silvia Scheffer ist Ethnologin und Sozialtherapeutin und arbeitet beim Diakonischen Werk im Schwalm-Eder-Kreis.
Zunächst stellte sie klar, dass die große Anzahl an Flüchtlingen keine Bedrohung darstellt. Es seien nicht die ersten Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, allerdings nicht in dieser großen Anzahl.
Als Herkunftsländer gelten hauptsächlich Syrien, Irak und Eritrea. Aus ihren Gesprächen mit den Flüchtlingen berichtete sie, dass die Syrer sehr zurückhaltend über ihre Fluchtmotive sprechen, da Syrien ein Überwachungsstaat ist und der Geheimdienst sogar von der Stasi ausgebildet wurde.
Auch in Eritrea gibt es viele Probleme. Es wird sogar manchmal das Nord-Korea Afrikas genannt. Die Regierung ist ein unkontrolliertes Militärregime. Jeder Jugendliche ab 16 muss einen Militärdienst leisten, der mit Zwangsarbeit gleichzusetzen ist. In den Gefängnissen ist Folter und Vergewaltigung an der Tagesordnung und deswegen versuchen viele Familien ihre Kinder vor dem 16. Lebensjahr außer Land zu schicken, zum Beispiel nach Deutschland.
Weitere Flüchtlingsländer sind zum Beispiel Somalia, ein Staat ohne richtige Regierung das von Bürgerkrieg und Armut beherrscht wird oder Afghanistan, wo die Taliban wieder an Macht dazugewinnen und es sehr gefährlich ist, aus dem Haus zu gehen. Gerade auch für Mädchen, wenn sie keine Burka tragen.
Da Silvia Scheffer viel direkten Kontakt mit Flüchtlingen hat, erzählte sie, dass viele Flüchtlinge stark traumatisiert seien. Sie wollen Sicherheit, einmal zum Arzt gehen, Medikamente, sicher schlafen und zu ihrer Familie oder zu ihren Freunden. Viele möchten auch Deutsch lernen und mit anderen Deutschen dann sprechen und einen normaleren Alltag leben, indem sie zum Beispiel in einem Sportverein aktiv werden oder einen Arbeitsplatz finden.
Scheffer sieht ein Problem in der bisherigen Flüchtlingspolitik, dass alles zu langsam läuft. Die Wartezeiten für einen Asylantrag seien viel zu hoch, weil es zu wenig Personal gibt. Es sei wichtig, dass die Wartezeiten verkürzt werden, damit die Flüchtlinge besser integriert werden können.
Im Anschluss an ihren Vortrag gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die sie sehr sachlich beantwortete. Manche Schüler wollten zum Beispiel wissen, was es mit den Flüchtlingen aus dem Osten Europas auf sich hat oder ob eine Obergrenze für Flüchtlinge sinnvoll sei.
Leider redete sie teilweise sehr an der Frage vorbei und holte sehr weit aus, sodass innerhalb von 45 Minuten nur vier Fragen beantwortet werden konnten.
Insgesamt war es ein sehr informativer und interessanter Vortrag, da Scheffer von dem direkten Gespräch mit den Flüchtlingen berichten konnte, aber auch die politischen Umstände gut erläutert hat.