„Dichterwettstreit.“ Ein Dichterwettstreit? Schiller? Goethe? Übersetzt man Poetry Slam kann dieser Begriff leicht in die Irre führen. Denn Poetry Slam ist keineswegs ausschließlich Lyrik. Vielmehr ist Poetry Slam… Ja, was ist Poetry Slam eigentlich? Ein Literaturevent? Eine Comedyveranstaltung? „Rock´n Roll für Unmusikalische“, wie Felix Römer, einer der bekanntesten Poetry Slammer Deutschlands, behauptet? Geteilte Poesie? Was ist Poetry Slam? Eigentlich alles.
Eine Bühne, ein Mikrofon, fünf bis sieben Minuten und das Wichtigste: ein eigener, selbstverfasster Text. Dieser Text kann einen Rythmus besitzen, die Endungen können sich reimen, der Inhalt kann autobiographisch sein oder nicht. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, die Themen breitgefächert, so gibt es Poetry Slam Texte über skurrile Begegnungen, gesellschaftliche oder politische Entwicklungen oder einfach über scheinbare Banalitäten wie Fernsehen (Christian Ritter, „Diktatur des Quaders“) oder Tofu (Michael Jakob).
Poetry Slam entstand in Chicago, Ende der 80er-Jahre. Marc Kelly Smith veranstaltete dort die erste offene Bühne, bei der jeder, der sich traute vor das Mikrofon stellen und dem Publikum etwas vortragen konnte. Diese Veranstaltung, von dem Erfinder „Poetry Slam“ benannt, begann mit wenigen Leuten und breitete sich in den nächsten Jahrzehnten zu einem internationalen Literaturphänomen aus. 1994 entstand der erste Slam in Berlin. Mittlerweile gibt es deutschlandweit in den meisten Großstädten Poetry Slams, es finden Landes- und Weltmeisterschaften statt.
Doch was sind die Regeln? Poetry Slam lebt von der direkten Atmosphäre, das Publikum soll begeistert werden, ist daher auch die Jury, die entscheiden darf, welche drei Poetry Slammer im Finale stehen werden. Dabei entscheidet entweder die Lautstärke des Applauses oder, zumeist bei größeren Slams, die Gesamtbewertung für einen Vortrag anhand von Punkten, welche das Publikum vergibt. Die Atmosphäre gleicht der Euphorie vor einem Konzert. Ein Konzert, ohne Sänger, dafür mit (selbsternannten) Poeten.
Das Wichtigste beim Vortragen eines Poetry-Slam-Textes? Authentizität! Der Text muss selbstverfasst sein, keine Kostüme oder Requisiten sind erlaubt. Also: sei du selbst!
Die Zeit: fünf bis sieben Minuten. Überschreitet der Vortrag die erlaubte Länge, kann das Publikum applaudieren, wenn es dem Text weiterhin Gehör schenken möchte.
Die letzte und wichtigste aller Regeln: „Respect the poet!“ Kein Ausbuhen oder Zwischenrufe, sondern Respekt. Egal, ob riesige Konzerthalle oder kleine Veranstaltung. Denn Poetry Slam ist kein Wettkampf, bei dem es um Konkurrenz geht. Poetry Slam verbindet.
Was also ist Poetry Slam? Marc Kelly Smith, der Erfinder, formuliert es so:
„Slam Poetry is a word circus, a school, a town meeting, a playground, a sports arena, a temple, a burlesque show, (…) holy ground and possibly all of these at once.“
Quellen (der Inspiration): www.assembleart.com; www.slammer-filet.de