Sophie von der Ohe E1
Zwei Menschen begegnen sich und verlieben sich ineinander, aber sie können aus verschiedenen Gründen dennoch nicht zusammen sein. Dies ist ein sehr typischer Handlungsverlauf bei Liebesfilmen. Doch obwohl „Brokeback Mountain“ all diese Klischees erfüllt, ist er alles andere als ein gewöhnlicher Liebesfilm. Das liegt zum einen daran, dass der Film sehr an einen Western erinnert, da die beiden Protagonisten als Cowboys arbeiten. Und zum anderen spielt sich die Lovestory nicht zwischen einem Mann und einer Frau ab, sondern zwischen zwei Männern.
Die Handlung beginnt im Jahr 1963 in Wyoming: Der 19 — jährige Landarbeiter Ennis del Mar, gespielt von Heath Ledger, findet einen Job bei einem Schafzuchtsbetrieb und soll gemeinsam mit dem Rodeoreiter Jack Twist, dargestellt von Jake Gyllenhall, den Sommer auf dem „Brokeback Mountain“ verbringen, um dort die Schafe zu hüten. Die beiden Männer freunden sich an, verbringen viel Zeit miteinander und kommen sich schließlich näher. Doch nach diesem Sommer gehen Ennis und Jack wieder getrennte Wege. Während Ennis seine Verlobte Alma heiratet und mit ihr eine Familie gründet, verliebt sich Jack in Lureen, die Tocher eines Landmaschienenhändlers. Vier Jahre später begegnen sich die beiden Männer wieder und merken, dass sie nach wie vor starke Gefühle füreinander hegen. Daraufhin beschließen sie, sich mehrmals im Jahr für ein paar Tage zum „Camping“ zu treffen und geraten in ein Gefühlschaos aus Liebe, Schuldgefühlen, Ratlosigkeit und Angst.
Der Film basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte der amerikanischen Autorin Anne Proulx aus dem Jahr 1997, die erstmals in einer Ausgabe der Zeitschrift „The New Yorker“ veröffentlicht wurde. Obwohl die beiden Drehbuchautoren Larry McMurty und Diana Ossana noch im gleichen Jahr das Skript für eine Filmadaption fertigstellten, vergingen fast sieben Jahre, bis die Filmstudios der Verfilmug zustimmten und die Dreharbeiten schließlich im Sommer 2004 begannen. Im Dezember 2005 lief das Filmdrama in den amerikanischen Kinos an und erzielte weltweit einen Umsatz von $178.1 Millionen US-Dollar. Aber nicht nur kommerziell war der Film ein voller Erfolg, sondern wurde zudem auch mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet. Bei der Oscarverleihung 2006 erhielt der Regisseur Ang Lee den Acadamy Award in der Kategorie „Beste Regie“, darüber hinaus gewann „Brokeback Mountain“ auch in den Kategorien „Bestes adaptiertes Drehbuch“ und „Beste Filmmusik“. Gleichzeitig löste der Film gerade in den christlich — konservativen Kreisen der USA auch einige Debatten aus.
Dem Film wurde u.a. vorgeworfen, er missachte die christliche Moral — und die Wertevorstellungen, und wurde als „anstößig“ bezeichnet. Auch die klassischen Stereotypen, die man man mit Cowboys verbindet, wie Freiheit, Stärke, Gelassenheit, Mut und Furchtlosigkeit, werden in „Brokeback Mountain“ in Frage gestellt. Denn Ennis und Jack leiden extrem unter dem gesellschaftlichen Druck und trauen sich nicht, zueinander zu stehen, weshalb sie keine andere Möglichkeit sehen, als ihre Beziehung geheim zu halten.
Als ich dieses Drama zum ersten Mal gesehen habe, war ich sofort berührt von der Art und Weise, wie die Geschichte von Jack und Ennis erzählt wurde. Die beiden sind sehr authentisch dargestellt und werden von Heath Ledger und Jake Gyllenhall hervorragend gespielt. Man kann sozusagen mitfühlen, wie sich die beiden ineinander verlieben, aber spürt auch die ganze Zeit über ihre Angst, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und gemeinsam ein neues zu beginnen. Vor allem das Ende ist äußerst dramatisch und emotional, bei der letzten Szene kann man eigentlich gar nicht anders, als loszuweinen. Ich kann „Brokeback Mountain“ wirklich jedem ans Herz legen, der gerne mal ein einfühlsames, aber dennoch gesellschaftskritisches und unkonventionelles Liebesdrama sehen möchte.