Der deutschlandweit bekannte und geschätzte Bauchredner Patrick Martin war am 29.10.2009, dem Tag des Ursulafestes, an seiner ehemaligen Wirkungsstätte. Mit Auftritten in der Harald-Schmidt-Show oder bei Geld oder Liebe erarbeitete er sich in der Bauchrednerszene einen herausragenden Namen. Mit einem Sonderprogramm, das inhaltlich an die Geschichte der heiligen Ursula ausgerichtet war, brachte er die Schüler der Ursulinenschule das ein oder andere Mal zum Lachen und sorgte weiterhin für so manche religiöse Erkenntnis bei den Zuschauern.
Der Legende nach starb die heilige Ursula zusammen mit 11.000 Jungfrauen in Köln den Märtyrertod. In Anlehnung an diese Geschichte fragte der Bauchredner seinen Regisseur, eine gelbe Handpuppe, die auf den Namen Rasputin hörte, ob denn auch so ein Typ wie er in den Himmel käme. Damit war die thematische Marschroute festgelegt: Es ging um die Suche nach dem Weg in den Himmel. Rasputin entgegnete: „Du benötigst den Schlüssel zum Tor des Himmels. Um den zu erhalten, brauchst du 100 Sterne.“ Der Aktionismus von Patrick, der diesen Worten leichgläubig vertrauen schenkte, konzentrierte sich nun also darauf, die geforderten 100 Sterne einzusammeln. Da Patrick aber nach Meinung des gelben, haarigen Etwas viel zu hässlich für den Himmel sei, setzte er sich in gekonnter Manier verschiedene Masken auf das Gesicht, bis schließlich die erste Erkenntnis der Darbietung postuliert wurde: „Wusstest du denn nicht, dass ich bei Gott so sein kann, wie ich bin?“, konterte er seinem Widersacher. Damit hatte er sich den ersten Stern redlich verdient.
Den zweiten Stern strebte Patrick mit der Darbietung eines dreistimmigen, „welteloquistischen“ Gesangstückes an. Als jedoch seine widerspenstigen Gesangspartner, Eutrax und der Professor, ihren Dienst verweigerten, wurden kurzerhand Frau Graf und Herr Wefing als Ersatz auf die Bühne beordert. Deren unfreiwillig komische Interpretation des „Mana Mana“ stellte den Höhepunkt in Hinsicht des Lachpegels der Show dar. Dafür gab es den zweiten Stern. Die zweite Lehrernummer, in der Herr Fischer den Talkshow-Gast Heuricher intonieren musste, zog dann aber nicht so gut. Um den restlichen 98 Sternen näher zu kommen, fasste Patrick den Entschluss, in der Bibel zu lesen. Vortäuschend eine falsche Brille zu haben, mit der er nicht lesen könne, versuchte Patrick zu vertuschen, dass für ihn die Bibel nichts als ein Buch alter Geschichten sei, die mit ihm doch überhaupt nichts zu tun hätten, denn sein Name komme ja nicht darin vor. Doch in diesem Moment erhob sich die heilige Stimme der Bibel, in der er eben noch lesen wollte, und formulierte eine Weisheit, die haften bleibt: „Wenn du sie liest, dann kommt er gewiss vor. Die Bibel hat dich persönlich angesprochen. Du sollst das machen, wozu du da bist.“ „Und wozu bin ich da?“ „Die Kinder zum Lachen zu bringen.“ Das waren Worte, die sich tief in Patricks Gehirnwindungen festschraubten. Leider gab es dafür keinen Stern. Für den Himmelsstürmer kam es sogar noch schlimmer. Der Tod einer Fliege, die einer Fleisch fressenden Pflanze zum Opfer gefallen war, sorgte dafür, dass der Tierschutzverein Patrick einen Stern wieder aberkannte. Resigniert begab sich der Bauchredner dann in den Dialog mit einer schwarzen Puppe namens Paul. Dieser vertraute dem Enttäuschten ein Geheimnis an: „Weißt du denn nicht, dass das Tor zum Himmel gar nicht verschlossen ist?“ „Aber dann brauche ich ja gar keine Sterne!“ „Stimmt, denn das Tor hat schon jemand für dich aufgeschlossen.“ Damit war die finale Erkenntnis ausgesprochen.
Trotz des unverkennbaren Talentes des Bauchredners, das sich schon allein durch die Vielfalt der Figuren zeigte, wurden die Lachmuskeln, bis auf wenige Ausnahmen, wenig trainiert. Das lag sicherlich auch an der Länge der Darbietung, aber vor allem an der Zerfahrenheit der Geschichte und an den künstlich wirkenden Verknüpfungen zur Themengestalt der heiligen Ursula. Und trotzdem minderte das alles keineswegs die Sehenswürdigkeit dieses Auftrittes, denn Patrick Martin gelang es, schlichte Wahrheiten zu vermitteln, die in ihrer Einfachheit erst gefunden werden wollen. „Ich möchte das Gute tun, weil Gott mich liebt.“ Das ist Poesie der allerhöchsten Güte und in der Einfachheit des Satzes schlichte Schönheit, die den Zuhörer über ‚Gott und die Welt‚ neu nachdenken lässt.